Auf dem Weg zu Oh my France: „Das Juwelierhandwerk ist inspirierend und emotional.“
Bis zur Messe Oh my France! am 13. und 14. Juni in Köln führen wir Interviews mit wichtigen französischen Persönlichkeiten der Branchen Schmuck, Uhren und Tischkultur durch. Diese sprechen mit uns über ihre Erfahrungen, die aktuellen Trends, den Stellenwert des französischen Handwerks und über das, was deutsche Käufer erwarten können.
Für den ersten Teil der Interview-Reihe sprachen wir mit Muriel Piaser, die lange für internationale Mode- und Accessoire-Messen arbeitete und 2006 in Paris die Schmuck- und Accessoire-Messe The BOX ins Leben rief, wodurch sie Talente entdecken konnte, die heute ein internationales Renommee genießen. Doch nicht nur das, seit drei Jahren gibt es Precious room by Muriel PIASER, „ein neues, einzigartiges Konzept, das auf die Vision einer „Trunk Show“ ausgerichtet ist, die die traditionellen Codes von Showrooms und Messen durchbricht“. Sie begleitet auf diese Art und Weise Schmuckmarken „phygital“, das heißt durch eine Mischung von digitalen und physischen Veranstaltungen.
Das französische Schmuckhandwerk ist für Piaser „Träger von Werten, eines Erbes, das die weltweit anerkannten Kunst- und Handwerksberufe hervorhebt, das Juwelierhandwerk ist inspirierend und emotional.“ Darüber hinaus sei Schmuck immer mit der Geschichte des Landes verwoben gewesen, er folge auf künstlerische Art und Weise den bedeutenden politischen Ereignissen. „Die Kreationen der schönsten französischen Häuser schmücken die größten Persönlichkeiten der damaligen Zeit und belegen von Anfang an eine einzigartige Identität, die bis heute erhalten geblieben ist.“
Neben ihrer persönlichen Leidenschaft für das Schmuckhandwerk findet sie, „dass der Schmuckmarkt sehr dynamisch ist und eine Zukunft hat, da er Identität und starke Werte vermittelt.“ Dies gilt insbesondere für Paris, das als Zentrum der Mode gilt, der Ort, an dem die größten Designer und Juweliere ihre Kreationen präsentieren, herstellen und ausstellen.
„Es gibt nicht wie in der Modebranche einen „Schmucktrend“ 2022, sondern mehrere Trends, die von der Persönlichkeit und den Wünschen des Einzelnen abhängen“, berichtet sie uns über das, was die Juwelierkunst ausmacht. Muriel Piaser zufolge gibt es jedoch allgemeine Tendenzen, die 2022 beachtet werden sollten: Talisman-Schmuckstücke, Schmuck aus der Kindheit, Körper- und Zierschmuck sowie Haar- und Ohrschmuck. Jedoch sei die Symbolik beim Kauf entscheidend und „das ist unendlich wertvoll!“
Auch ihr persönliches Lieblingsschmuckstück beinhaltet eine große symbolische Bedeutung: „Mein Dinh-Van-Ring, den ich zur Geburt meines Sohnes geschenkt bekommen habe, ist ein Träger von Bedeutung und Emotionen.“
Zudem beobachtet Muriel Piaser ein Umdenken der Firmen, die „bei der Beschaffung, der Produktion und der Rückverfolgbarkeit verantwortungsbewusster sind“. Seit der Gesundheitskrise bewege sich die Menschheit in das „Zeitalter des Slow Life“. Die sogenannte Slow Jewellery (der Slow Fashion entlehnt) steht im Gegensatz zur allseits bekannten Fast Fashion, dies bedeutet, dass den Schmuckstücken laut Piaser eine Entwicklung vorausgeht und diese mit Argumenten versehen werden, die für den Endverbraucher Sinn machen. „Es versteht sich von selbst, dass dies eine Realität und eine Gelegenheit für Designer ist, sich von der Masse abzuheben und ihre Werte und Produkte zu verteidigen.“
Deutschen Käufern französischer Marken rät sie dazu, Risiken einzugehen und neu aufstrebende Talente zu unterstützen. Diese können auch in einem Mix & Match mit bekannten, etablierten Firmen gemischt werden, wodurch Muriel Piaser versucht, diese jungen Kreationen hervorzuheben: „Entscheiden Sie sich auch für ein Mix & Match von Marken, die starke Stile verkörpern, für eine transversale Mode, die sich heute immer mehr durchsetzt.“ Es sei nur ein kleiner Schritt von einem besonnenen Kauf zu einem Kauf, bei dem das Herz entscheidet.
In Teil zwei der Interview-Reihe erwartet Sie Pierre Burgun, CEO von Pierre Lannier und Vorsitzender des Ausschusses für internationale Entwicklung der Uhrenindustrie von Francéclat.
Crédit photo : DELPHINE JOUANDEAU